Small talken - gibt's doch gar nicht im Deutschen. Stimmt. Zumindest als Verb taucht das Wort im Duden nicht auf. Als Substantiv schon. Auch bei uns gibt es Smalltalk - oder auch: Plausch, Plauderstündchen, Plauderei oder - am schönsten: Klönschnack. Wie lässt es sich eigentlich stressfrei klönschnacken? Nicht jedem fällt die lockere Konversation über alles und nichts leicht. Wie gut, dass es im neuen Toastmaster-Magazin aus den USA genau darum geht. Einige Tipps greifen wir von den Toastmasters Mut und Rede hier mal auf - und passen sie auf die Verhältnisse in Berlin-Neukölln an.
Rund um Weihnachten wird nicht nur gefeiert und geschmaust, sondern auch gequatscht. Auf Betriebsfeiern, Familientreffen, auf der Zugreise zu Tante Frieda, in der Warteschlange vorm Glühweinstand - allerorten begegnen sich Freunde und Fremde. Wie lässt sich die gemeinsame Zeit freundlich miteinander verbringen? Small Talk kann ein guter Einstieg sein, bevor dann - Achtung: Neuköllner Humor - Fragen zu Sex, Schulden und Schwerverbrechen angesprochen werden.
Der amerikanische Toastmaster meint: "Obwohl es beim Smalltalk um unwichtige Dinge geht, dient er als soziales Schmiermittel, das Ihnen und anderen hilft, miteinander zu kommunizieren. Mit Small Talk können Sie die Stimmung, die Interessen und das Potenzial für geschäftliche oder persönliche Beziehungen einschätzen. Smalltalk kann zu tiefer gehenden Gesprächen führen, und diese sieben Tipps können Ihnen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen."
Na, schaun wir mal, ob sie Berlin-tauglich sind.
1 Stellen Sie offene, spezifische Fragen
Ermutigen Sie andere zum Reden, indem Sie offene Fragen stellen, die nicht nur mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden können. Sie können die Formulierung "Erzählen Sie mir von ..." verwenden, um längere Antworten zu erhalten oder um Fragen zu vermeiden, deren Beantwortung unangenehm sein könnte. Versuchen Sie es mit "Erzählen Sie mir von Ihrer Familie" anstelle von "Sind Sie verheiratet?". Spezifische Fragen (z. B. "Was waren Ihre liebsten Feiertagstraditionen als Kind?") sind besser als allgemeine Fragen (z. B. "Wie geht es Ihnen?"), da sie der anderen Person einen Kontext bieten, auf den sie ihre Antwort aufbauen kann. Gute Smalltalk-Themen sind unter anderem:
Fragen über den Ort oder die Veranstaltung: "Was hat dich zu diesem Ereignis/Ort geführt?"
Freizeitaktivitäten (Hobbys, Sport, Reisen, Kino oder Wochenendpläne): "Worauf freust du dich dieses Wochenende?"
Berufliche Interessen: "Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?"
Toastmasters Berlin-Neukölln-Check-up:
Also ne - "Sind Sie verheiratet?" als Gesprächseinstieg ist dem Neuköllner dann doch zu konventionell. Wie wäre es mit: "Definieren Sie sich als Mann, Frau oder divers - und mit welchen Pronomen darf ich mich auf Sie beziehen: sie / er oder they/them?"
2 Versuchen Sie den CAAA-Ansatz, um das Eis zu brechen
CAAA ist ein Akronym für einen vierstufigen Prozess, der Ihnen helfen soll, ein Gespräch zu beginnen und nicht einfach eine Frage nach der anderen zu stellen, als ob Sie ein Verhör durchführen würden.
Äußern Sie sich positiv über etwas, das Sie beobachten oder gemeinsam haben (z. B. die Veranstaltung), oder bemerken Sie die einzigartige Kleidung einer Person und machen Sie ihr Komplimente. Ziehen Sie in Erwägung, selbst einen "Gesprächsgegenstand" zu tragen (z. B. eine Toastmasters-Anstecknadel), um ein praktisches Gesprächsthema zu haben.
Stellen Sie eine leicht zu beantwortende, offene Frage, die sich auf Ihren Kommentar bezieht.
Bestätigen Sie die Antwort der Person, nachdem Sie ihr zugehört haben, und umschreiben Sie idealerweise, was sie gesagt hat.
Bringen Sie sich in das Gespräch ein, indem Sie das Thema um Ihre eigenen Erfahrungen erweitern oder zu einem anderen verwandten Thema überleiten. (Sie können auch eine Folgefrage stellen.)
Hier ist ein CAAA-Beispiel:
Situation: Zwei Personen, die sich nicht kennen, stehen bei einer Betriebsfeier in der Schlange für den Nachtisch.
Person 1 (Kommentar und Frage): "Wow! Die Desserts sehen alle köstlich aus! Was sieht für dich besonders gut aus?"
Person 2: "Ich habe ein Auge auf die Crème brûlée geworfen."
Person 1 (bekräftigt und fügt hinzu): "Ahh ... Crème brûlée. Das ist mein Lieblingsessen. Meine Mutter hat sie zu besonderen Anlässen gemacht und sie bringt viele Erinnerungen zurück. Ich wette, Sie haben auch einige Speisen, die Erinnerungen wecken."
Während Sie sich unterhalten, sollten Sie sich darauf konzentrieren, gemeinsame Themen zu finden, die Sie auf eine tiefere Ebene bringen können.
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Okay, Crème brûlée - das ist natürlich ein wirklich guter Eisbrecher. Vor allem, wenn die Karamellkruste gut gelungen ist.
3 Achten Sie auf die Körpersprache und hören Sie aktiv zu
Menschen kommunizieren mit viel mehr als nur mit Worten. Sie können Menschen durch Ihre Körpersprache zum Reden anregen. Versuchen Sie mehr Gestik und Mimik einzubauen:
Nicken - Nicken Sie, um auf das Gesagte einzugehen.
Offene Körpersprache - Lassen Sie Ihre Arme nicht verschränkt und Ihre Hände sichtbar.
Lächeln - Lächeln Sie, wenn Sie das Gespräch beginnen, und behalten Sie einen angenehmen Gesichtsausdruck bei.
Blickkontakt - Nehmen Sie Blickkontakt auf, wenn dies kulturell angemessen ist.
Sie können die andere Person auch durch kleine verbale Kommentare wie "uh huh" ermutigen, weiterzusprechen. Gleichzeitig sollten Sie aktiv zuhören und auf die Körpersprache und den Tonfall Ihres Gesprächspartners achten. Das ist nicht möglich, wenn Sie durch sachfremde Gedanken oder Ihr Telefon abgelenkt sind. Konzentrieren Sie sich auf die andere Person. Reagieren Sie dann, indem Sie gelegentlich etwas zurückgeben ("Also, was Sie sagen, ist ...") und klärende Fragen stellen.
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Kulturell angemessen kommunizieren - das liegt den Neuköllnern als Mulitkulti-Stadtteil-Bewohnende geradezu im Blut. Beim Smalltalk nicht mit dem Smartphone daddeln fällt einigen schon schwerer.
4 Berücksichtigen Sie kulturelle Unterschiede
"Smalltalk unterscheidet sich von Kultur zu Kultur, nicht nur in der Art und Weise, wie er geführt wird, sondern auch in Bezug auf seine Rolle und Bedeutung in der Geschäftskommunikation", sagt Andy Molinsky, der Autor von Global Dexterity: How to Adapt Your Behavior Across Cultures without Losing Yourself in the Process.
"In vielen Kulturen - vor allem in solchen mit eher formalen Kommunikationsregeln und einer starken Betonung der sozialen Hierarchie - wird es als unangemessen angesehen, sich zwanglos mit Vorgesetzten zu unterhalten. Außerdem kann es als unhöflich und sogar gefährlich empfunden werden, wenn man beim Smalltalk offen seine Meinung äußert, vor allem, wenn sie möglicherweise mit der Meinung des anderen in Konflikt gerät."
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Da können wir nur ergänzen: Zero Schnaps Strategie bei der Betriebsfeier hilft beim guten Benehmen.
5 Vermeiden Sie unangenehme Themen
Auch wenn die akzeptablen Smalltalk-Themen je nach Kultur variieren, sollten Sie es generell vermeiden, die folgenden Themen mit jemandem zu besprechen, den Sie nicht gut kennen:
Ihre gesundheitlichen Probleme
Persönliche/vertrauliche Informationen
Kontroverse Themen
Unangemessene Witze
"Die Feiertage können das ideale Familientreffen sein, aber auch ein Tag voller unangenehmer Momente, unangenehmer Stille und Ausbrüche von Familienfehden", sagt Debra Fine, Autorin von The Fine Art of Small Talk." Persönliche Fragen, auf die Sie die Antwort nicht kennen, sind nie eine gute Idee. Vermeiden Sie zum Beispiel zu persönliche Fragen: 'Wie kommt es, dass Ihr Sohn so aussieht wie Sie und Ihre Tochter, als könnte sie aus einer anderen Familie stammen?'
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Die Liste lässt sich erweitern um: Fragen über Sex, Schulden, Schwerverbrechen.
6 Bereiten Sie sich vor
"Mit dem Gesprächslebenslauf können Sie sich selbst daran erinnern, dass Sie doch kein so langweiliger Mensch sind", sagt Patrick King, Autor von Better Small Talk: Talk to Anyone, Avoid Awkwardness, Generate Deep Conversations, and Make Real Friends." Es ist ein Unterschied, ob man eine gute Antwort oder eine gute Geschichte parat hat, wenn jemand fragt: 'Was hast du letztes Wochenende gemacht?' oder ob man einfach sagt: 'Oh, nicht viel. Ein bisschen Fernsehen. Und du?". King schlägt vor, Ihren Gesprächslebenslauf regelmäßig zu aktualisieren und darin Punkte über Ihr tägliches Leben, Ihren persönlichen Hintergrund, bemerkenswerte Erlebnisse und aktuelle Ereignisse aufzuführen. Gehen Sie diesen Lebenslauf durch, bevor Sie sich in gesellschaftlich intensive Situationen begeben. "Wenn Sie jemals das Gefühl hatten, dass Ihr Verstand leer ist, dann ist das die Lösung!
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Genau, pimp your life - warum nicht mal eine völlig wilde Story erfinden. So wie wir es bei den Stegreif-Reden machen dürfen, die zu unseren Club-Abenden gehören. Letztes Wochenende? "Da war ich im Himalaya und bin von einem Yeti ausgeraubt worden, der hat mir glatt mein letztes Teewurst-Brot geklaut. Und du?"
7 Üben Sie bei Toastmasters
Verbessern Sie Ihre Smalltalk-Fähigkeiten in Toastmasters, indem Sie an den spontanen Stegreifreden teilnehmen und in Pausen nach Möglichkeiten suchen, Konversation in Ihre Clubtreffen einzubauen.
Vor der Pandemie, als sich die meisten Mitglieder noch persönlich trafen, unterhielten sie sich oft zwanglos vor, nach und manchmal auch während eines Treffens. Bei Online-Treffen ist es viel schwieriger, Smalltalk zu führen, da die Etikette zu sein scheint, mit jedem zu reden oder nicht zu reden. Sie können zu Beginn und am Ende von Meetings ein wenig zusätzliche Zeit für unstrukturierte Gespräche einplanen oder Meetings mit individuellen Check-ins oder einer Frage zur Auflockerung eröffnen.
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Ja, üben, üben, üben! Jeden ersten und dritten Montag im Monat bei den Toastmasters Mut und Rede in Berlin-Neukölln. Derzeit treffen wir uns wieder persönlich - und auf Wunsch auch online, also hybrid. Gäste sind herzlich willkommen!
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Foto: Ulkige weiße alte Männer halten Stegreifreden
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Wer das Original ohne dumme Toastmasters Berlin-Neukölln-Kommentare lesen will, ist hier richtig:
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