Silke Lapina, bildende Künstlerin, war ein Jahr Mitglied bei Mut & Rede Toastmasters

04. November 2025

Mut, Rede und die Kunst, sich zu zeigen

Von Silke Lapina

 
 Wovor hast du eigentlich Angst, wenn du sprichst?

Als ich das erste Mal zu Mut & Rede Toastmasters kam, war mir nicht bewusst, wie sehr mich das Sprechen über meine Kunst herausfordert. Ich bin Künstlerin – meine Ausdrucksform ist das Visuelle. Farben, Formen und Materialien sagen oft mehr, als Worte es je könnten. Doch ich habe gemerkt: Wenn ich über meine Werke spreche, öffne ich eine weitere, sehr persönliche Ebene. Ich zeige nicht nur meine Kunst, sondern mich selbst.

Und das ist gar nicht so einfach.

Denn Kunst kann emotional sein. Sie kann aus Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühlen entstehen, die man gar nicht so leicht in Worte fassen kann. Trotzdem spürte ich, dass Menschen, die meine Werke betrachten, es als Bereicherung empfinden, mehr darüber zu erfahren, was hinter ihnen steckt – welche Gedanken, Geschichten und Prozesse darin verborgen sind. Dafür musste ich lernen, meine Stimme zu finden.


Ein Raum, um zu wachsen

Bei Toastmasters habe ich diesen Raum gefunden. Einen Ort, an dem man üben darf, ohne bewertet zu werden. Einen Ort, an dem Fehler nicht peinlich, sondern willkommen sind.

Ich erinnere mich noch an meine erste Rede. Ich war nervös, unsicher – und gleichzeitig neugierig, was passiert, wenn ich mich zeige. Ein Tipp von Jan, einem Clubmitglied, hat mir besonders geholfen: „Sprich vor deiner Rede mit ein paar Leuten. Wenn du dann auf der Bühne stehst, such im Publikum die Gesichter, die dir wohlgesonnen sind.“

Das habe ich gemacht. Und es war, als würde sich der Raum verändern. Ich sprach nicht mehr in einen anonymen Saal hinein, sondern zu Menschen, die mir zuhören wollten.

Natürlich ist es außerhalb von Toastmasters nicht immer so wohlwollend. In der realen Welt trifft man auf gelangweilte Gesichter, auf Skepsis oder Ablehnung. Umso wichtiger ist es, bei sich selbst zu bleiben – und das habe ich bei Toastmasters gelernt.


Wie klingt dein Mut, wenn er spricht?

Ich habe gelernt: Es gibt nicht die perfekte Rede. Es gibt nur das ehrliche Sprechen.
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben – Mut bedeutet, trotz der Angst aufzustehen und zu sprechen.

Wenn mein Mut spricht, dann bin ich zentriert. Dann höre ich mir selbst zu. Diese innere Ruhe kann man trainieren. Niemand ist als Redner geboren. Aber wir alle können lernen, authentisch zu sprechen – mit Herz, mit Haltung, mit Freude.

Und gerade heute, in einer Zeit, in der so viele Stimmen laut, aber nicht unbedingt wahrhaftig sind, brauchen wir Menschen, die mit Mut und Menschlichkeit sprechen.


Professionalität als innere Haltung

Für mich als Künstlerin hat Toastmasters meine Professionalität auf eine neue Ebene gehoben.
Rhetorische Sicherheit bedeutet für mich heute nicht, jede Rede perfekt auswendig zu können, sondern Vertrauen in den eigenen Ausdruck zu haben. Wenn ich über Themen spreche, die mir wirklich am Herzen liegen, dann genügen Stichworte. Der Rest darf fließen.

Das ist die Art von Sprechen, die berührt – weil sie echt ist.
Eine zu glattpolierte Rede klingt oft distanziert. Eine authentische, spontane Rede dagegen schafft Verbindung.

Und genau das ist Professionalität für mich geworden: eine innere Haltung. Die Fähigkeit, präsent zu sein – auf der Bühne, im Gespräch, im Leben.


Ein Ort für Mutige – und solche, die es werden wollen

Ich kann nur jedem empfehlen, einmal bei Toastmasters vorbeizuschauen – selbst denen, die sich schon sicher fühlen. Denn witzigerweise lernen auch erfahrene Redner dort immer wieder Neues. Es gibt bei Mut & Rede Menschen, die seit über zehn Jahren sprechen und trotzdem jedes Mal wachsen.

Reden ist wie Fahrradfahren: Wenn man eine Weile nicht gesprochen hat, braucht es etwas Übung, um wieder hineinzufinden. Aber bei Toastmasters bekommt man genau das – die Möglichkeit, regelmäßig zu üben, sich auszuprobieren, Feedback zu bekommen und sich selbst neu kennenzulernen.


Was würdest du sagen, wenn du wüsstest, dass die Welt dir wirklich zuhört?
Vielleicht ist genau das die Frage, mit der jede Rede beginnt.


Über die Autorin

Silke Lapina ist bildende Künstlerin und war ein Jahr Mitglied bei Mut & Rede Toastmasters. In dieser Zeit durfte sie wachsen, lernen und ihre Stimme neu entdecken. 2025 erhielt sie den Ateneo Art Award und arbeitet derzeit zwischen den Philippinen und Deutschland, wo sie Kunst, Sprache und menschliche Begegnung miteinander verbindet.


Links

Interview in Rolling Stone https://rollingstonephilippines.com/culture/art/artist-silke-lapina-scripture-and-pop-music/

Interview in Vogue Philipines https://vogue.ph/lifestyle/art/silke-lapina-mirror-artwork/

 

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